Kriminalgericht Moabit

Kriminalgericht Moabit, Sara Contini-Frank
Der imposante Gebäudekomplex in der Turmstraße beherbergt drei Institutionen. Zunächst das Amtsgericht Tiergarten, eins der elf Amtsgerichte in Berlin. Als Strafgericht wird dort in Straf- und Bußgeldsachen entschieden, u.a. gegen Jugendliche und Heranwachsene. Dann die Staatsanwaltschaft Berlin, die am Kriminalgericht Moabit ihren Sitz hat. Und schließlich die Strafkammern des Landgerichts, zuständig für schwere Delikte wie Raub, Mord und Todschlag.

Entsprechend froh ist man, wenn man mit dem Kriminalgericht nichts zu tun hat. So auch Petra, der ich an einem Freitag an der Bushaltestelle Turmtraße/Ecke Rathenower Straße begegnet bin. Sie war auf dem Weg zum Einkaufen.

Moabiterin_Kriminalgericht„Ich nehme den Bus zum Zoo. Am Sonntag bekomme ich Besuch, und dafür brauche ich noch Tafelspitz, den kriegt man hier nicht … Aber im KaDeWe“. Sie ist in Reinickendorf geboren und in Moabit aufgewachsen. Da sie um die Ecke wohnt, sieht von ihrem Balkon täglich die markanten Türme des Gebäudes, jetzt schon drei Viertel ihres Lebens. Sonst verbindet sie „zum Glück“ keine persönlichen Erfahrungen mit dem Gericht.

Dabei hat das 1902-06 errichtete Gebäude einige spannende Geschichten zu bieten. Wo früher der Fall des Hauptmanns von Köpenick verhandelt wurde, wird heute über versuchten Todschlag beim Streit um eine Pizza entschieden. Schaulustige können vor Ort zahlreichen öffentlichen Verhandlungen beiwohnen. Und in der Buchhandlung direkt gegenüber lassen sich Krimifans und Berlin-Interessierte ausführlich beraten, wenn sie auf der Suche nach Romanen oder auch nach Fachliteratur sind.

Außerdem gehört die just.art.gerichtsgalerie seit 2010 dem Amtsgericht. In den öffentlich zugänglichen Räumen in der Kirchstraße stellen wechselnde, oftmals Berliner KünstlerInnen ihre Werke aus.