Café Pfau

Café Pfau, Sara Contini-Frank

Das Café Pfau ist ein kleines Eckcafé an der Turmstraße. Der Pfau steht für Liebe und Leidenschaft, und genau so wird im Laden gearbeitet. Allein zu sehen, wie aufmerksam der Cappuccino seine Schaumkrone mit Herzmuster aufgesetzt bekommt, ist ein Genuss. Weiteres Alleinstellungsmerkmal: hervorragender Kaffee. Noch nebenbei zu erwähnen: Die Kaffeespezialitäten wie den Cappuccino Chicago mit Kakao und Minzsirup gibt’s in unterschiedlichen Varianten und Größen, auch koffein- oder -laktosefrei.

Im Laden läuft meist Elektromusik, immer sehr gute und auch schon mal live aufgelegt. Die perfekte Umgebung, um das rege Treiben auf der Turmstraße zu beobachten, lautstarken Streits wegen Falschparken inklusive.

Hier das Interview mit dem Geschäftsführer und Barista Clemens Verfers.

Seit wann gibt’s das Café Pfau?
Das Café gibt’s seit mittlerweile ungefähr zehn Jahren, aber als Café Pfau erst seit 2008. Davor hieß es „coffee corner“. Der Besitzer ist derselbe, Emre Karan, man hat damals nur umgestaltet und umgebaut.

Seit wann arbeitest du hier und was hast du davor gemacht?
Seit mittlerweile über ein Jahr. Davor habe ich Elektrotechnik studiert, was ich immer noch nebenbei mache. Aber ich wechsele gerade auf Bauingenieurwesen. Ich habe früher schon in der Gastronomie gearbeitet, in einer ganz normalen Gaststätte, deutsche Küche und so.

Woher kommst du?
Geboren bin ich am Niederrhein, in Goch. Kleine Stadt, ungefähr 30.000 Einwohner. Ich bin aber mit vier Jahren nach Münster gezogen, dort habe ich zehn Jahre gewohnt, bin dann nach Werder gezogen. Vor zwei Jahren bin ich dann nach Berlin gekommen. Jetzt lebe ich in Moabit und bin sehr, sehr, sehr zufrieden, mich reißt es gar nicht mehr, irgendwo anders hinzuziehen. Moabit ist voll mit so schönen Orten … Man merkt es nicht sofort, wenn man zum Beispiel an der Beusselstraße ankommt, denkt man sich nur so „Mmmh“. Aber sobald man in die Seitenstraßen geht, wird man überrascht!

Was sind deine ersten Moabit-Erinnerungen?
Das erste Mal war ich hier, als ich eine Mitfahrgelegenheit genutzt habe. Ich wurde an der Turmstraße abgeholt. Da war ich eine halbe Stunde zu früh. Es war gutes Wetter, deswegen wollte ich nicht irgendwo rein. So bin ich die Turmstraße lang gelaufen. Die fand ich damals schon sehr schön.

Weshalb steht das Café Pfau hier in Moabit?
Einerseits weil der Besitzer ja auch Moabiter ist. Andererseits weil er mit seinem Konzept und seiner Art zu arbeiten zu den Leuten hier passt. Man hätte ja auch am Hackescher Markt sein können. Aber das eine ist einen Standort zu suchen, mit dem du richtig Geld machen kannst, das andere ist, dass du dahin gehst, wo das Publikum ist, das du haben willst: Hier gibt es eine große Vielfalt an Kulturen. Und ich glaube Emre wollte so ein bisschen das Niveau hochziehen: In Moabit gibt es viele Dönerläden und Imbissbuden. Mit der hohen Qualität konnte er ein bisschen aus der Menge herausstechen, eine Art Hotspot sein.

Was habt ihr für Kundschaft?
Ziemlich genau das Publikum, das man hier in Moabit erwartet, wenn man die Turmstraße langläuft. Einerseits viele Ausländer, und zwar viele aus dem Süden und Araber. Andererseits aber auch viele Studenten, Künstler und auch ganz normale Familien, junge Familien vor allem. Manche haben hier gewohnt, sind dann in einen anderen Bezirk gezogen und kommen trotzdem immer noch zu uns.

Was ist die Motivation eurer Gäste, hierherzukommen?
Wir haben einfach sehr guten Kaffee und das spricht sich rum. Unter der Woche kommen viele Businessleute in ihrer Pause: die ganzen Arbeiter von Siemens, Atotech und den anderen Betrieben, die hier sind. Am Wochenende haben wir eher das ruhigere Kaffeetrinken: hauptsächlich Bewohner und Familien aus Moabit. Manchmal kriegen die jungen Leute, die hier leben, Besuch von ihren Eltern, dann kommen sie auch her.

Was wird am meisten bestellt?
Cappuccino, mit Abstand. Und Tiramisu. Wir haben mal überlegt, wir könnten ja selber ein Tiramisu machen: Das ist vom Aufwand her relativ einfach. So haben wir das Rezept immer weiter verbessert und jetzt ist es wirklich so, dass fast nur noch das Tiramisu gekauft wird. Ich stelle es in die Vitrine, und es ist sofort weg!

Wer sind deine Kollegen?
Mittlerweile sind wir zu viert, also der Chef und ich plus zwei. Die eine ist Studentin, die andere nützt gerade die Zeit vor dem Studium. Lustigerweise sind beide auch vom Niederrhein, die eine kommt ursprünglich aus Düsseldorf, die andere ist aus Krefeld. Und beide leben ebenfalls in Moabit.

Was ist Kurioseste, was hier je passiert ist?
Einmal ist ein Reisebus direkt vor der Tür hier angehalten. Sie wollten alle Kaffee, es war sehr lustig. Und letztes Jahr bei den Wahlen ist eine Demonstration hier lang gezogen, wir wussten von nichts, und auf einmal standen alle direkt hier draußen auf der Straße. Hier passiert andauernd was! Einerseits lustige Sachen, anderseits aber auch eher negative Sachen. Einmal hat sich einer draußen hingelegt: Er war stark alkoholisiert und ist eingeschlafen. Als ich rausgegangen bin und versucht habe, ihn zu wecken, hat er absolut keine Reaktion gezeigt. Ich habe den Rettungsdienst angerufen und sie meinten „Gucken Sie mal da, machen Sie mal das …“, aber es passierte nichts, der war richtig bewusstlos! So haben sie den Rettungswagen geschickt und zum Glück ist alles noch gut gegangen.

Moabit war …
… unbekannter.

Moabit wird …
… das neue Kreuzberg. Nur anders.

Moabit braucht…
… eine Bremse, die verhindert, dass aus Moabit genau das wird, was Kreuzberg jetzt ist. Man braucht schon den Fortschritt, die jungen Leute, aber es darf nicht so teuer werden, dass die Leute, die alles aufgebaut haben, es sich nicht mehr leisten können, hier zu wohnen. Ich glaube aber, dass das bei den Menschen schon angekommen ist. Zum Beispiel im Stadtgarten wird jetzt eine Bar aufgebaut, und man merkt, dass die Künstler an diesem alten Bahnhof eindeutig dagegen halten. Man will dieses Moabit einerseits weitertreiben, anderseits soll er auch so bleiben, wie er ist.