Thea & Coffee

Thea&Coffee, Sara Contini-Frank

Ein sehr gemütliches Café mit ausgesuchter Einrichtung: schöne, massive Holzmöbel, behagliche Sessel und eine süße Sitznische. An den Wänden gedeckte Töne und ein riesiges Ölbild von Albert Hertel, dem Ururgroßvater der Inhaberin.

Noch beeindruckender, auch wenn nicht ganz so groß, sind aber die unzähligen Aufmerksamkeiten, die den Kunden erfreuen. Auch wenn – oder gerade weil – die beiden Besitzer keine ausgebildeten Gastronomen sind, haben Sie an Vieles gedacht, was nicht überall selbstverständlich ist. Das Wasser für die Getränke wird gefiltert, die Kaffeebohnen kommen von einer kleinen Privatrösterei, die Milch ist immer tagesfrisch. Außerdem gibt es eine Rampe für Rollstuhlfahrer, Spielzeug für die kleinsten Gäste und die Toilette ist sogar mit einem Wickeltisch ausgestattet!

Für Moabit am Sonntag konnte ich den Mitinhaber Florian Dölle interviewen.

Seit wann gibt’s das Thea & Coffee?
Seit dem 3. Dezember 2012, also seit anderthalb Jahren. Meine Freundin Anja und ich haben es zusammen gegründet. Ihr zweiter Vorname ist Thea und so haben wir es Thea & Coffee genannt.

Was hast du davor gemacht?
Ich studiere noch Bauingenieurwesen und war vorher für Architekturbüros freiberuflich tätig, habe Visualisierungen und Zeichnungen gemacht.

Woher kommst du?
Ich komme aus Berlin-Mitte, habe die längste Zeit meiner Kindheit in Charlottenburg gewohnt. Anja ist im Moabit geboren, und ihre Eltern auch.

Was sind deine ersten Moabit-Erinnerungen?
Sieben oder acht Jahre her war ich auf einer Party bei meiner Freundin zu Hause, die damals aber noch nicht meine Freundin war. Es sind irgendwann ein paar Gäste gekommen, die nicht eingeladen waren, und die sind dann ausgetickt. Sie haben die Leisten von den Stufen gerissen, um sich damit gegenseitig zu verprügeln, bis irgendwann die Polizei mit Mannschaftswagen kam. Etwa zwanzig Polizisten haben das Haus gestürmt. Zwei Jahre später bin ich dann nach Moabit gezogen.

Weshalb steht das Thea & Coffee hier in Moabit?
Die Entscheidung, ein Café zu eröffnen, kam eigentlich daraus, dass wir den freien Laden hier gesehen haben. Wir wohnen schon viele Jahre gegenüber, auf der anderen Straßenseite und der Laden war immer wieder frei. Wir hatten u.a. überlegt, einen Nuss-Laden aufzumachen, aber Kaffee war schon immer was Besonderes für uns und wir meinten, dass ein Coffeeshop hier gut funktionieren würde, ohne groß umbauen zu müssen. Als die Räume im Sommer 2012 wieder leer standen, haben wir gesagt: „So, jetzt machen wir das!“

Was habt ihr für Kundschaft?
Ich würde sagen fast 90% Menschen aus der Nachbarschaft. Man sieht alle nochmals hier. Altersgruppen von jung bis alt, aber überwiegend 20 bis 40 Jahre alt, viele Studenten. Dann gibt’s ab und zu einen Tag in der Woche, wo viele Mütter herkommen. Das ist immer ganz lustig, aber eher die Ausnahme.

Was ist die Motivation eurer Gäste, hierherzukommen?
Die Leute kommen gerne zum Schreiben, Zeitungslesen oder miteinander reden hierher. Manche auch zum Arbeiten, auch wenn wir kein WLAN haben.

Was wird am meisten bestellt?
Am besten bei den Getränken läuft definitiv der Cappuccino. Mittlerweile hat sich aber auch der Flat White recht gut etabliert. Ich habe ihn immer gerne empfohlen, weil ich ihn sehr gerne trinke. Er kommt ursprünglich aus Neuseeland und Australien, ist im Prinzip wie ein Cortado, relativ stark, mit ein bisschen weniger Milch und mehr Espresso. An Speisen verkaufen wir vor allem Bagels, die gehen sehr gut.

Wer sind eure Mitarbeiter?
Die meiste Zeit arbeiten Anja und ich hier, im Moment haben wir vier Mitarbeiter auf Stundenbasis. Sie waren alle Kunde von uns oder wurden uns von Freunden empfohlen. Dabei stellen wir nur Leute ein, die keine Erfahrung mit Kaffeemaschinen haben, sodass wir sie komplett selbst an unserer Mühle und unserer Maschine ausbilden können.

Was ist das Kurioseste, was hier je passiert ist?
Eine Kundin ist mir auf jeden Fall in Erinnerung geblieben. Das war sehr kurios, aber eher im negativen Sinne. Sie hatte gerade am Tresen bestellt, offensichtlich verwirrt und nicht ganz bei der Sache. Auf einmal hat sie den Zuckerstreuer und Trinkgeld genommen und damit nach unseren Mitarbeitern geworfen, ohne Grund, komplett aus dem nichts heraus! Die Leute waren auch völlig überrascht.

Moabit war …
… ein Viertel, wo man nicht gerne hingeht und wo man auch nicht gerne wohnt.

Moabit wird …
… für viele Leute immer noch so bleiben: Ein Viertel, mit dem man von außen betrachtet vor allem den Knast verbindet. Und ich glaube und hoffe, dass es immer gemischt bleiben wird, von reich bis arm, Student, Hartz-IV-Empfänger, Vielfalt!

Moabit braucht …
… ’ne gute Fressmeile: Eine Straße, wo man hingehen kann, wenn man etwas essen möchte, ohne selbst zu kochen. Da gibt’s dann mehrere Sachen zur Auswahl und die sind auch alle gut. Das fände ich toll!